Monday, October 29, 2007

It's raining men!!

Ich will durch den Monsun, gegen die Zeit, hinter die Welt bis kein Regen mehr fällt...
Und heute hat es doch tatsächlich geregnet...also eigentlich wie schon die letzen sieben Tage. Ich fühl’ mich schon fast wie zuhause. Zu den Therapeuten sag ich immer: “So sieht’s aus, bei uns in Aachen. Immer alles nass! “.
Bin grad echt ziemlich angeregnet worden. Wir haben uns extra eine Rikshaw gegönnt um nach Hause zu kommen. Aber diese hatte leider keine seitlich angebrachten Planen gegen die Fluten. Der Rikshaw Fahrer ist zum Ausgleich auch nass geworden. Im Groben und Ganzen ändert sich allerdings nichts, wenn es monsunt. Die Rikshaw Fahrer haben nur einen weiteren Grund überteuerte 40 Rupies für die Fahrt zu verlangen. Sonst war es immer „traffic, traffic!“. Jetzt heißt es „Raining Mam!“. Wir haben trotzdem auf 35 Rs heruntergehandelt, um ihm bei Ankunft doch 40 Rs zu geben, weil er so nass geworden ist. Jaja, pity! Und auch die Befahrer eines Motorrads/Mofas sehen den Helm als solchen nicht als nützlichen Regenschutz an. Stattdessen muss Frau/Freundin/Kumpel den Schirm halten. Das ist ein Anblick. Unglaublich, nicht einmal im Regen, und hier gilt die Ausrede nicht es ist zu heiß unter einem Helm. Ach ihr merkt mich nimmt das Thema ganz schön mit ;-).
In einer Woche verlassen wir Vellore im Herzen Tamil Nadu’s. Ich bin einerseits traurig und anderseits froh darüber. Muss mal wieder was Neues sehen...außerdem schreiben wir in Chennai (Little Flower – School fort he blind and deaf) unsere Bachelor’s thesis weiter. Oder machen dort genauer gesagt eine Studie. Ich möchte endlich damit anfangen. Das sitzt mir sonst die Ganze Zeit im Nacken.
Am 22. November fahren wir wie schon mal erzählt nach Pune zu einer Voice conference. Wenn wir gewusst hätten, was wir uns da aufgehalst haben. Die Fahrt dahin dauert circa 23 Stunden. Und das ist nur ein Weg.... Mal sehen wie das gut gehen soll. Man kann ja auch nicht die ganze Zeit schlafen. Ich hoffe ich bekomme unterwegs keine Magentechnischen Schwierigkeiten, denn mir entfährt kein “juchheisasa“, wenn ich die Toilette benutzen muss.
Da fällt mir eine Geschichte ein, die uns eine Mitbewohnerin neulich erzählt hat. Als sie acht Jahre alt war fuhr sie eine ziemlich lange Strecke von Kalkutta nach Mumbay. Zu dieser Zeit gab es nur Stehklo’s in indischen Zügen. Klein Ragavi ging also auf ein Stehklo und als sie da so saß, in der Hocke, hin-und herwackelnd, eine Hand fest am Griff vor ihr, gab es einen Ruck. Klein Ragavi befand sich auf einmal mit einem Bein im Abflussloch. Sie erschreckte sich natürlich tierisch und schrie wie am Spieß. Irgendwie bekam ihre Mutter sogar die Türe auf und rettete sie aus dem Abfluss.
Na sowas passiert uns ja dann hoffentlich nicht...

Der Junge auf dem Foto ist uebrigends mein freiwilliges Therapiekind. Immer wenn mal nichts zu tun ist, setzt er sich vor mich hin. Anscheinend will er unterhalten werden. Die Chance lass ich mir natuerlich nicht durch die Lappen gehen;-)...irgendwie scheint es ihm richtig Spass zu machen.



Friday, October 19, 2007

Open your arms

Wir sind jetzt schon 6 Wochen hier und heute ist es passiert. Ich bin in einer Rikshaw um die Ecke gefahren und wusste ganz genau was mich erwartet. Das war so ein Gefühl, ich kann es nicht beschreiben, aber ich fühlte mich total vertraut und zuhause. Ich glaube ich bin heute endlich angekommen. Soviel dazu.
Ich hatte heute aber nicht nur `heimliche` Gefühle, sondern auch spirituelle, daher auch die Überschrift. Grund dafür war der `Golden Temple` hier in Vellore. Also zuerst war ich ziemlich lustlos und dachte, ach wahrscheinlich wieder einfach ein Tempel wie jeder andere. Dazu kam, dass ich tierisch Hunger und Durst hatte. Außerdem saßen wir mit 100 anderen schaulustigen Indern in einem Käfig und warteten darauf eingelassen zu werden. Bis dahin hatten wir noch keinen Zipfel des Tempels gesehen. Irgendwann sprangen dann die ersten Inder auf um zu der kleinen, nun g
Auf der Hausboot-Tour durch die Backwater
Markt in Vellore
Etagenbett im Zug nach Kerala
eöffneten Tür zu gelangen, die das Ende der Wartezeit ankündigte. Ich versuchte nicht hinter, oder vor einen männlichen Besucher zu kommen. Scheiterte aber kläglich denn die Männer, aber auch Frauen, quetschen sich einfach vor einen ohne mit der Wimper zu zucken. Als wir durch die Tür gingen fühlte ich mich wie in einem Trichter. Darauf wartend endlich durchgequetscht zu werden. Letztendlich hat sich das warten und gequetscht werden gelohnt. Der Tempel ist wirklich komplett aus Gold. Also verputzt mit Blattgold oder was auch immer. Das Beste waren jedoch die Elefanten. Ein großer und ein kleiner (der war
Fort Cochin (Kerala)
schon acht Jahre und trotzdem noch sehr klein!) standen am Eingang. Der Große hatte lustige braune Haare auf seinem Schädel und war an den Ohren kunstvoll mit Farbe bemalt. Ich, der Tourist wie er leibt und lebt, also nur heute ;-), hab mich natürlich auch von dem Elefanten segnen lassen. Dazu hat dieser gekonnt seinen Rüssel auf meinen, zum Boden geneigten Kopf gelegt. Ob es Teil der Segnung war, dass auch der Schnodder meinen Rücken runter läuft, weiß ich nicht. Hab mich auf jeden Fall großartig gefühlt. Der war so süß!!!! Wer mehr über den
Tempel wissen will: www.sripuram .org. Man durfte nämlich leider keine Fotos machen.

Des Weiteren haben wir um Weihnachten rum einen Flug nach Delhi gebucht. Das mit dem Flüge oder Züge buchen ist immer wieder ein Erlebnis. Aber trotz Verständigungsschwierigkeiten verlief bis jetzt doch alles glatt. Wir werden sehen. In dieser Zeit werden wir uns auch Agra anschauen. Da steht der Taj Mahal. Sylvester verbringen wir wahrscheinlich in Goa am Strand. Aber Simon, der uns besuchen kommt, hat da natürlich auch noch ein Wörtchen mitzureden. Kann es kaum erwarten Srisimon!

Praktikumstechnisch sind wir momentan in einem Heim für Kinder mit Zerebralparese. Das ist für mich ein ganz neues Gebiet. Es ist allein schon sehr interessant die Kinder einfach nur zu beobachten. Aber ich muss sagen, dass viele echt Logopädie bräuchten. Jetzt sind wir ja da, aber wie sieht es in drei Wochen aus? Im Schulbereich, auch an das Heim angegliedert, gibt es eine Lehrerin die eine Fortbildung im Bereich Logopädie gemacht hat. Sie gibt pro Tag eine 40-Minütige Gruppentherapie mit überwiegend Mundmotorik. Wir konnten sie allerdings noch nicht bei der Arbeit beobachten, weil es gewisse `misscommunicaties` gab. Als wir zuschauen wollten, hat sie auf einmal alle Kinder weggeschickt bis auf zwei, die wir plötzlich therapieren sollten. Sie hat uns dann auch nicht zugeschaut oder wenn wir nicht gefragt hätten nichts zu den Kindern erzählt. Aber das sind wir mittlerweile schon gewohnt. Ich frage mich nur, warum sie uns eine halbe Stunde die Anfänge der Mundmotorik erklärt (was wirklich wehr nett, aber leider sehr unnötig ist) und dann später so viel vertrauen in unsere Behandlung steckt, was sie uns dadurch beweist, dass sie nicht zuschaut, was wir machen. Was ein langer Satz, ich hoffe ich konnte damit ausdrücken, was ich meine!? Irgendwie paradox oder nicht? Leider weiß ich nicht, was in Deutschland oder in den Niederlanden mit Kindern gemacht wird, die eine Zerebralparese haben. Also wenn jemand Tipps und Anregungen hat, bin ich dafür immer gerne zu haben.

Wir fahren zurzeit immer mit der Rikshaw zur Heim. Das ist zwar teurer, aber ich kann mir einfach nicht jeden Tag den Bus antun. Das ist nämlich so:
Man wartet auf den Bus, der dann hoffentlich auch da hält wo man steht. Denn es gibt kein Zeichen für Bushalte, außer wenn man Glück hat ein Bushaltestellenähnliches Gerüst. Oder vielleicht auch eine Kennzeichnung auf Hindi oder tamil. Aber mein tamil ist noch zu schlecht ;-), als dass mich das weiterbringen könnte. Anschließend, renn – quetsch - Riesenschritt in den Bus – stolper - hoffen auf Sitzplatz - wenn nicht gut festhalten – Beine fest auf den Boden stemmen, und hoffen, dass man bald da ist – aufpassen, dass man sich nicht auf die gekennzeichnete Männerseite stellt – bedauern, dass man sich nicht die Ohren zuhalten kann, um Taubheit zu vorkommen– wenn man sitzt, hoffen, dass eine Mutter ihr Kind nicht auf meinen Schoß setzt – hoffen, dass man durch die Menschenmenge überhaupt wieder zur Tür kommt – aufpassen, dass man sich nicht auf die Männerseite setzt – und ob stehend oder sitzend aufpassen, dass man nicht zerfliest...das ist der Grund, warum ich immer öfter Autos bevorzuge. Hier muss man nur aufpassen, dass die Fahrer einen nicht übers Ohr hauen. Aber wir haben mittlerweile raus, welche Preise realistisch sind und was zu weit geht.

Fort Cochin (Kerala)