Sunday, December 09, 2007

2. Advent






















Alles Liebe zum 2. Advent wünsch ich euch!! Ich stelle mir jetzt vor, wie ihr alle schön gemütlich zuhause sitzt und das zweite Kerzlein angezündet habt. Kitschige Vorstellungen die ich so habe, oder?? Aber hier fehlt mir das einfach total...vereinzelt findet man Weihnachtsdekorationen, aber im Großen und Ganzen ist es halt doch nicht der Fall. Weihnachten findet dieses Jahr nur in meinem Kopf statt. Ich bin und bleibe halt auch noch was in Indien. Und das ist auch gut so...denn in nicht einmal mehr zwei Wochen beginnt die Große Reise. Ich werde endlich mal den Norden Indiens sehen und den Taj Mahal. Ansonsten könnte ich was von der Bachthesis erzählen, die gar nicht gut läuft, oder von dem Schimmel in unserem Zimmer, der wirklich alles anfällt. Ich wundere mich, wann ich eines Tages aufwache und mit viel, viel Schimmel bedeckt bin...das wär doch mal weihnachtlich:D. Aber das zieht mich nur runter und darum lass ich es...
Unsere erste Präsentation über "Speech and Language Therapy in Europe"vor der gesamten Lehrerbelegschaft lief dafür sehr gut. Wir bekamen positives Feedback und wurden ermutigt nächstes Mal, doch etwas praktisches zu präsentieren. Mal sehen, was wir uns ausedenken. Kann mir nicht vorstellen, dass die Lehrer die lustigen Sachen mitmachen, die wir während des Studiums gelernt haben.Aber vielleicht ein Paar Atemtechniken, da ist nicht ganz so viel Körpereinsatz gefragt wie bei einigen Stimmtherapien.
Letzte Woche hätten Babs und ich beinahe eine Katze adoptiert. Die sah echt nicht mehr gut aus. War ganz klein, rot - Fell und Augen, und saß unter einem Motorrad. Leider waren wir auf dem Weg ins Kino. Ich glaube sonst hätt ich die in die Tasche gesteckt! Wir haben uns "Siwaji" angeschaut. Das ist ein tamilischer Film, auf Tamil;-). Zum Glück hatten wir den Ash dabei, der hat für uns vier Mädels übersetzt. Der Film hat insgesamt drei Stunden gedauert. Mit einer kleinen Pause um ein Tee oder Egg puff/Veg Puff zu sich zu nehmen. Nach dem Film haben wir erstmal im Mocca gespeist. Das ist die schönste Shishabar die ich jemals gesehen hab. Habe allerdings auch noch nicht so viele gesehen...und das Beste ist, ich habe Bekanntschaft mit dem Assisstent Manager gemacht. Jetzt gibts vielleicht die nächste Shisha für umsonst!! Aber selbst wenn nicht, teuer ist es ja nicht wirklich...

Monday, December 03, 2007



Jetzt sitze ich hier mit stift und papier

Heute war ein eher frustrierender Tag, denn eins meiner drei Donnerstagskinder war krank und eines der zwei Anwesenden hatte sein Hörgerät, weiß der Geier wo, vergessen. Ich habe nie erfahren, wo sich das Hörgerät befindet, weil er selbst meine auf Papier geschriebene Frage nicht beantworten konnte. Soviel zum ‚English Stream’ den wir therapieren dürfen...Ich kann doch in der kurzen Zeit die wir haben nicht noch vorerst den Wortschatz auf Vordermann bringen! Aber neben diesen kleinen Dingen, die einem den Tag versalzen, macht es richtig Spaß da in der Schule. Jeder von uns hat 10 Kinder, die wir über die Woche therapieren. Habe auch gestern erstmal unser Therapiematerial aufgemotzt. Habe sogar Harry Potter Uno Karten gefunden. Und natürlich Stempel und Sticker fürs positive reinforcement. Wir haben sogar unser eigen Therapieraum. Der alte „Fancyroom“. Hier werden eigentlich taube Kosmetikerinnen ausgebildet, die jedoch gerade Ferien haben.

Gestern und Heute hat der Therapiealltag erst zur third period begonnen. Darum sind wir nicht zum morgendlichen, indischen Prayer erschienen. Nachdem uns gestern und auch wieder heute jeder zweite Lehrer darauf angesprochen hat: “Your late today“ oder „You havent been at the prayer this morning“ haben wir uns überlegt: Dass ist der indische Wink mit dem Zaunpfahl. Morgen gehen wir wieder zu früherer Stunden...

Dass wir noch etwas Zeit im Bett verbringen wollten, kommt nicht ganz so weit her. Wir waren am Wochenende in Pune und Mumbay. Sind erst Montagmorgen um 4 Uhr angekommen und mussten um 8 Uhr wieder arbeiten. Ich denke es ist uns verziehen.

Mumbay selbst war seht sehr schön. Überall sah man schöne, alte Gebäude, die nach Englischer Kolonialzeit rochen. Die Strassen waren sauberer und die Frauen westlicher gekleidet. Was auch für uns hieß, dass wir uns nicht hinter unserer Churida verstecken mussten. Naja, hab ich allerdings trotzdem gemacht, aber nur weil ich nichts anderes dabei hatte. Richtig ungewöhnlich war das. In dem Viertel, in dem unser Hotel war, waren Unmengen Touristen. Auch welche aus Deutschland. Es ist komisch mit jemand anderem außer der Babs deutsch zu sprechen. Ich glaube, wir haben unsere eigene Code-Sprache entwickelt. Also unterbewusst. Passiert, wenn man 24 Stunden räumlich eng zusammenhängt. Aber irgendwie ist es witzig. Auch ne Erfahrung! Eine Erfahrung anderer war es, als wir mittwochnachts in Pune ankamen. Die Nacht hatten wir in einem airconditionierten Schlafwagen verbracht und waren darum etwas angefroren. Als wir aus dem Zug stiegen, erwartete ich eine milde, feuchte Briese. Stattdessen wehte mir eisiger Wind um die Nase (naja, bisschen übertrieben...), aber so ungefähr. Nach dem Voiceconference am Donnerstag ging ich darum erstmal auf Pulloverjagd. Ein Schal musste auch her.

Die Voicecon, der Grund unserer weiten Reise in den Westen Indiens, war ein voller Erfolg. Super interessante Themen, die sich natürlich hauptsächlich um den Bereich Stimme drehten. Aber das ist ja eh mein Interessengebiet. Es wurde live eine Stroboskopie an einem Patienten durchgeführt. Dr. Ajoy und Shipra, unsere Kollegen aus Vellore waren auch dabei und Dr. Ajoy konnte aufkommende Fragen beantworten. Wir bekamen sogar ein Zertifikat. Dieses wurde zu Beginn der Konferenz verteilt. Sehr vertrauensselig von den Betreibern der Veranstaltung ;-). Aber anscheinend unterstellt nicht jeder den Studenten Bösartigkeit und Faulheit!

Die Gesamte Reise hat 5,5 Tage gedaurt. Zwei davon haben wir im Zug verbracht. Auf der Hinfahrt hab ich einfach nur geschlafen. Bin um 9 Uhr aufgewacht, hab gefrühstückt und dann ein Mittagsschläfchen gehalten. Das hat bis um 1 gedauert. Danach bisschen gelesen, gegessen und schlafen gegangen. Die Rückfahrt hab ich dafür fast 7 Stunden am Stück gelesen. Ein Buch das ich hier erwähnen will ist „The curious incident of a dog“ von Haddon. Es ist aus der Sicht eines 15-jährigen Autisten geschrieben. Echt ein gutes Buch. Gibt es bestimmt auch auf Deutsch. Heißt halt dann wahrscheinlich anders ;-).

Nicht ganz so toll ist, dass wir, seit wir weg waren, Schimmel in unserem Zimmer haben. Das Zimmer hat keine Fenster und wenn man die Türe auflässt, sagen die Moskitos zu oft guten Tag. Der Besitzer meinte, wir sollen unsere Sachen doch in die Sonne hängen...äähm, den ganzen Kleiderschrank, oder nur unsere Bücher und Schuhe, oder vielleicht können wir ja auch das Dach abnehmen, ja also...Ich weiß ja nicht wie schädlich Schimmel wirklich ist, aber so gut ist das sicher nicht. Neulich hab ich mich erschreckt. Ich dachte neben mir liegt ein Fremder...dabei war das nur die Babs mit ihrem Mundschutz, der im Mondlicht unheimlich schimmerte *HAHAHAHA*

Friday, November 09, 2007


Khibar (NL)




Babs, James, ich James



Unser sehr sympathischer Kellner





Das sind James ( Australien) und Anna (Germany) im Zara in Chennai





















So sitze ich in der Rikschaw in Chennai!





Thursday, November 08, 2007






















Happy Diwalli!

Morgen ist Diwali. Das ist sozusagen das Fest der Hindus, auch Fest der Lichter genannt. Überall in der Stadt hängen Lichterketten und Busse wie auch Rikschas sind kunstvoll geschmückt. Ich werde diesen Kitsch richtig vermissen, denn irgendwie sieht alles etwas netter und weniger verstaubt aus. Ich wurde sogar in einer gewissen Art und Weise eingeweiht. Ein Hindu kam auf mich zu, mit Turban, Lungi (Wickelunterbekleidung), grauem Bart zielte mit einer Spielzeugpistole auf mich und machte „Bäm Bäm“. Ich hab mich natürlich tierisch erschreckt, konnte aber noch darüber lachen. Er sagte noch: “Diwali, diwali...bumbum“ und gestikulierte dabei wild, wie das hier ja so üblich ist, ging dann allerdings weiter. Er zog eine ziemliche Alkoholspur hinter sich her. Das fand ich schade...und traurig.
Ansonsten bin ich seit letzter Woche Freitag in Chennai. Die Fahrt war recht unspektakulär, bis wir in Chennai (Nelangarai) ankamen. Dort mussten wir zu unserem entsetzen feststellen, da




Das ist beim Head of the ENT department zuhause.
ss der Taxifahrer gar nicht wusste, wo er denn mit uns hin soll. Nach vielem Anhalten und Nachfragen („ist not easy here to find,“ und „i dont know, i dont know“) fanden wir letztendlich doch noch unsere Unterkunft.
Unsere Unterkunft. Das ist kein so schönes Thema. Gerade sitze ich nämlich auf meinem Bett. Links von mir ist ein weiteres Bett. Rechts von mir ist ein weiteres Bett. Vor mir liegt mein Bettlaken auf dem Boden. Darauf befindet sich mein Backpacker-Inhalt. Seit Freitag ist das Zimmer (außer von mir) noch kein Mal geputzt worden. Das wird vor Diwali wahrscheinlich auch nicht mehr passieren. In einer Ecke stapelt sich der Müll von einer Woche, von drei Personen. Außerdem sind erst heute Moskitonetze an den Fenstern angebracht worden. Ich habe ungelogen drei Mückenstiche unter jedem Fuss und auch noch sonst wo. Aber die sind die schlimmsten. Wie soll ich kitzeliges Wesen mich bitte unter den Füßen kratzen? Ein Ding der Unmöglichkeit.
Aber das komischste ist, man gewöhnt sich an alles. Also ich bin natürlich froh, dass wir am Sonntag umziehen, aber am Freitag dachte ich echt mich trifft der Schlag. Das lag vor allem daran, dass ich ein sehr, sehr komfortables Zimmer von Vellore-Zeiten gewohnt war. Unsere nächste Unterkunft, bis Dezember, ist in Chennai-Centrum.
Der Grund warum wir umziehen ist, weil wir von hier circa eine Stunde mit der Rikscha brauchen. Mit dem Bus dauert es noch mal länger. Ich würde ja eine Stunde in einem Auto locker aushalten. Doch wenn man in einer Rikscha sitzt (fensterlos), ist man direkt auf Auspuffhöhe. Der Schal vor meinem Mund macht da nicht mehr viel Unterschied. Ich hätte ein vorher- nachher Bild von meinen Lungenflügeln machen sollen. Wäre sicher interessant gewesen. Passivrauchen in einem Club ist da gar nichts gegen. Naja, auf jeden Fall wohnen wir ab Sonntag auf dem Campus der „Physical Education School“. Dort gibt es neben einem Zimmer mit Airco, TV, Moskitonetzen an den Fenstern, einem Schrank, einer funktionierenden Dusche, einem Tisch und Stühlen auch noch einen Pool und einen Fitnessraum. Das dürfen wir alles mitbenutzen und kostet uns nur fast die Hälfte von dem wo wir vorher gewohnt haben. Ist das nicht super!
Das Beste daran ist eigentlich, dass wir vorher erst eine Stunde zu einem anderen YMCA gefahren sind. Wir nannten dem Mann Namen, woher wir seine Nummer haben und wer schon vor uns da gewohnt hat. Aber irgendwie schien er diese Leute vergessen zu haben. Als wir im Coffee Day saßen um zu überlegen, was wir denn jetzt machen sollen, fiel uns auf, dass wir im falschen YMCA gelandet waren. Eine weitere Stunde mit Überwiegend rollenden vorankommen und vielen Schadstoffen für meine Lunge, kamen wir im „richtigen“ YMCA an. Das war eine Aktion. Man glaubt es kaum. Aber es hat sich gelohnt. Ich muss nur noch 4 Nächte zu dritt aushalten. Dann sag ich „Adee!“ und freu mich des Lebens.
Was meinen zweiten Praktikumsplatz angeht, habe ich es sehr gut getroffen. Wir wurden richtig schön empfangen, mit einer Willkommenswand bestehend aus Bildern gemalt von den Kindern der Schule. Für den ersten Tag wurde uns eine Lehrerin an die Seite gestellt um uns die ganze Schule zu zeigen. Dafür brauchten wir von 8.45 – 15.30 Uhr. Inklusive einem Prayer, einer Lunchbreak, einer Teabreak, observieren zweier Unterrichtseinheiten. Die Schule ist unglaublich organisiert und strukturiert. Die Akten der Kinder, die ich eingesehen habe waren vorbildlich aktuell und vollständig. Das hatte ich in Vellore, zum Beispiel, schon anders erlebt. Und auch die Chefin (Principal) weiß genau, was sie mit uns vorhat. Unser Tag war zum ersten Mal, seit meinem Indienaufenthalt von einer anderen Person strukturiert und geplant worden. Das war irgendwie schön. Man hat gemerkt, dass sie froh ist, dass wir da sind. Das erste Training mit den Lehrern ist auch schon geplant. Immer Freitags sollen wir eine halbe Stunden referieren oder was aktives mit den Lehrern unternehmen. Damit meine ich zum Beispiel Stimmtraining geben. Ich finde das extrem spannend, vor allem, weil ich das noch nie gemacht habe. Schon gar nicht auf Englisch.
Der Unterricht (wir schauen uns nur den Englischen Unterricht an) ist im Vergleich, zu einer `normalen` Schule unglaublich ruhig. Das liegt daran, dass die Kinder trotz Hörgeräten viel gebärden. Oft bekommt die Lehrerin davon nichts mit, weil sie den Kindern gerade den Rücken zudreht. Wenn sie es doch sieht, fragt sie nach, was denn passiert sei. Die Lehrerin selbst ist unglaublich streng. Der Beste Satz war, als sie die Kinder in die 5 Tage Ferien entlassen hat: „Enjoy your holiday,...and study“. Dieses „and study“ aber in so einem strengen und fordernden Ton, dass der Rest des Satzes ganz schnell verblasst ist. Ich musste heimlich in mein Fäustchen lachen.

Monday, October 29, 2007

It's raining men!!

Ich will durch den Monsun, gegen die Zeit, hinter die Welt bis kein Regen mehr fällt...
Und heute hat es doch tatsächlich geregnet...also eigentlich wie schon die letzen sieben Tage. Ich fühl’ mich schon fast wie zuhause. Zu den Therapeuten sag ich immer: “So sieht’s aus, bei uns in Aachen. Immer alles nass! “.
Bin grad echt ziemlich angeregnet worden. Wir haben uns extra eine Rikshaw gegönnt um nach Hause zu kommen. Aber diese hatte leider keine seitlich angebrachten Planen gegen die Fluten. Der Rikshaw Fahrer ist zum Ausgleich auch nass geworden. Im Groben und Ganzen ändert sich allerdings nichts, wenn es monsunt. Die Rikshaw Fahrer haben nur einen weiteren Grund überteuerte 40 Rupies für die Fahrt zu verlangen. Sonst war es immer „traffic, traffic!“. Jetzt heißt es „Raining Mam!“. Wir haben trotzdem auf 35 Rs heruntergehandelt, um ihm bei Ankunft doch 40 Rs zu geben, weil er so nass geworden ist. Jaja, pity! Und auch die Befahrer eines Motorrads/Mofas sehen den Helm als solchen nicht als nützlichen Regenschutz an. Stattdessen muss Frau/Freundin/Kumpel den Schirm halten. Das ist ein Anblick. Unglaublich, nicht einmal im Regen, und hier gilt die Ausrede nicht es ist zu heiß unter einem Helm. Ach ihr merkt mich nimmt das Thema ganz schön mit ;-).
In einer Woche verlassen wir Vellore im Herzen Tamil Nadu’s. Ich bin einerseits traurig und anderseits froh darüber. Muss mal wieder was Neues sehen...außerdem schreiben wir in Chennai (Little Flower – School fort he blind and deaf) unsere Bachelor’s thesis weiter. Oder machen dort genauer gesagt eine Studie. Ich möchte endlich damit anfangen. Das sitzt mir sonst die Ganze Zeit im Nacken.
Am 22. November fahren wir wie schon mal erzählt nach Pune zu einer Voice conference. Wenn wir gewusst hätten, was wir uns da aufgehalst haben. Die Fahrt dahin dauert circa 23 Stunden. Und das ist nur ein Weg.... Mal sehen wie das gut gehen soll. Man kann ja auch nicht die ganze Zeit schlafen. Ich hoffe ich bekomme unterwegs keine Magentechnischen Schwierigkeiten, denn mir entfährt kein “juchheisasa“, wenn ich die Toilette benutzen muss.
Da fällt mir eine Geschichte ein, die uns eine Mitbewohnerin neulich erzählt hat. Als sie acht Jahre alt war fuhr sie eine ziemlich lange Strecke von Kalkutta nach Mumbay. Zu dieser Zeit gab es nur Stehklo’s in indischen Zügen. Klein Ragavi ging also auf ein Stehklo und als sie da so saß, in der Hocke, hin-und herwackelnd, eine Hand fest am Griff vor ihr, gab es einen Ruck. Klein Ragavi befand sich auf einmal mit einem Bein im Abflussloch. Sie erschreckte sich natürlich tierisch und schrie wie am Spieß. Irgendwie bekam ihre Mutter sogar die Türe auf und rettete sie aus dem Abfluss.
Na sowas passiert uns ja dann hoffentlich nicht...

Der Junge auf dem Foto ist uebrigends mein freiwilliges Therapiekind. Immer wenn mal nichts zu tun ist, setzt er sich vor mich hin. Anscheinend will er unterhalten werden. Die Chance lass ich mir natuerlich nicht durch die Lappen gehen;-)...irgendwie scheint es ihm richtig Spass zu machen.



Friday, October 19, 2007

Open your arms

Wir sind jetzt schon 6 Wochen hier und heute ist es passiert. Ich bin in einer Rikshaw um die Ecke gefahren und wusste ganz genau was mich erwartet. Das war so ein Gefühl, ich kann es nicht beschreiben, aber ich fühlte mich total vertraut und zuhause. Ich glaube ich bin heute endlich angekommen. Soviel dazu.
Ich hatte heute aber nicht nur `heimliche` Gefühle, sondern auch spirituelle, daher auch die Überschrift. Grund dafür war der `Golden Temple` hier in Vellore. Also zuerst war ich ziemlich lustlos und dachte, ach wahrscheinlich wieder einfach ein Tempel wie jeder andere. Dazu kam, dass ich tierisch Hunger und Durst hatte. Außerdem saßen wir mit 100 anderen schaulustigen Indern in einem Käfig und warteten darauf eingelassen zu werden. Bis dahin hatten wir noch keinen Zipfel des Tempels gesehen. Irgendwann sprangen dann die ersten Inder auf um zu der kleinen, nun g
Auf der Hausboot-Tour durch die Backwater
Markt in Vellore
Etagenbett im Zug nach Kerala
eöffneten Tür zu gelangen, die das Ende der Wartezeit ankündigte. Ich versuchte nicht hinter, oder vor einen männlichen Besucher zu kommen. Scheiterte aber kläglich denn die Männer, aber auch Frauen, quetschen sich einfach vor einen ohne mit der Wimper zu zucken. Als wir durch die Tür gingen fühlte ich mich wie in einem Trichter. Darauf wartend endlich durchgequetscht zu werden. Letztendlich hat sich das warten und gequetscht werden gelohnt. Der Tempel ist wirklich komplett aus Gold. Also verputzt mit Blattgold oder was auch immer. Das Beste waren jedoch die Elefanten. Ein großer und ein kleiner (der war
Fort Cochin (Kerala)
schon acht Jahre und trotzdem noch sehr klein!) standen am Eingang. Der Große hatte lustige braune Haare auf seinem Schädel und war an den Ohren kunstvoll mit Farbe bemalt. Ich, der Tourist wie er leibt und lebt, also nur heute ;-), hab mich natürlich auch von dem Elefanten segnen lassen. Dazu hat dieser gekonnt seinen Rüssel auf meinen, zum Boden geneigten Kopf gelegt. Ob es Teil der Segnung war, dass auch der Schnodder meinen Rücken runter läuft, weiß ich nicht. Hab mich auf jeden Fall großartig gefühlt. Der war so süß!!!! Wer mehr über den
Tempel wissen will: www.sripuram .org. Man durfte nämlich leider keine Fotos machen.

Des Weiteren haben wir um Weihnachten rum einen Flug nach Delhi gebucht. Das mit dem Flüge oder Züge buchen ist immer wieder ein Erlebnis. Aber trotz Verständigungsschwierigkeiten verlief bis jetzt doch alles glatt. Wir werden sehen. In dieser Zeit werden wir uns auch Agra anschauen. Da steht der Taj Mahal. Sylvester verbringen wir wahrscheinlich in Goa am Strand. Aber Simon, der uns besuchen kommt, hat da natürlich auch noch ein Wörtchen mitzureden. Kann es kaum erwarten Srisimon!

Praktikumstechnisch sind wir momentan in einem Heim für Kinder mit Zerebralparese. Das ist für mich ein ganz neues Gebiet. Es ist allein schon sehr interessant die Kinder einfach nur zu beobachten. Aber ich muss sagen, dass viele echt Logopädie bräuchten. Jetzt sind wir ja da, aber wie sieht es in drei Wochen aus? Im Schulbereich, auch an das Heim angegliedert, gibt es eine Lehrerin die eine Fortbildung im Bereich Logopädie gemacht hat. Sie gibt pro Tag eine 40-Minütige Gruppentherapie mit überwiegend Mundmotorik. Wir konnten sie allerdings noch nicht bei der Arbeit beobachten, weil es gewisse `misscommunicaties` gab. Als wir zuschauen wollten, hat sie auf einmal alle Kinder weggeschickt bis auf zwei, die wir plötzlich therapieren sollten. Sie hat uns dann auch nicht zugeschaut oder wenn wir nicht gefragt hätten nichts zu den Kindern erzählt. Aber das sind wir mittlerweile schon gewohnt. Ich frage mich nur, warum sie uns eine halbe Stunde die Anfänge der Mundmotorik erklärt (was wirklich wehr nett, aber leider sehr unnötig ist) und dann später so viel vertrauen in unsere Behandlung steckt, was sie uns dadurch beweist, dass sie nicht zuschaut, was wir machen. Was ein langer Satz, ich hoffe ich konnte damit ausdrücken, was ich meine!? Irgendwie paradox oder nicht? Leider weiß ich nicht, was in Deutschland oder in den Niederlanden mit Kindern gemacht wird, die eine Zerebralparese haben. Also wenn jemand Tipps und Anregungen hat, bin ich dafür immer gerne zu haben.

Wir fahren zurzeit immer mit der Rikshaw zur Heim. Das ist zwar teurer, aber ich kann mir einfach nicht jeden Tag den Bus antun. Das ist nämlich so:
Man wartet auf den Bus, der dann hoffentlich auch da hält wo man steht. Denn es gibt kein Zeichen für Bushalte, außer wenn man Glück hat ein Bushaltestellenähnliches Gerüst. Oder vielleicht auch eine Kennzeichnung auf Hindi oder tamil. Aber mein tamil ist noch zu schlecht ;-), als dass mich das weiterbringen könnte. Anschließend, renn – quetsch - Riesenschritt in den Bus – stolper - hoffen auf Sitzplatz - wenn nicht gut festhalten – Beine fest auf den Boden stemmen, und hoffen, dass man bald da ist – aufpassen, dass man sich nicht auf die gekennzeichnete Männerseite stellt – bedauern, dass man sich nicht die Ohren zuhalten kann, um Taubheit zu vorkommen– wenn man sitzt, hoffen, dass eine Mutter ihr Kind nicht auf meinen Schoß setzt – hoffen, dass man durch die Menschenmenge überhaupt wieder zur Tür kommt – aufpassen, dass man sich nicht auf die Männerseite setzt – und ob stehend oder sitzend aufpassen, dass man nicht zerfliest...das ist der Grund, warum ich immer öfter Autos bevorzuge. Hier muss man nur aufpassen, dass die Fahrer einen nicht übers Ohr hauen. Aber wir haben mittlerweile raus, welche Preise realistisch sind und was zu weit geht.

Fort Cochin (Kerala)

Saturday, September 29, 2007

Letzte Woche im ENT I

Gestern war der letzte Tag im ENT I. Ich finde das sehr schade, weil die Mitarbeiter mir innerhalb dieser drei Wochen sehr ans Herz gewachsen sind. Ist man naemlich einmal integriert, ist der Kontakt intensiv. Ausserdem sind die Logopaeden in unserem Alter und ziemlich unkonservativ. Haben auch fast alle in Bangalore studiert. Ich habe es noch nie erlebt, dass waehrend einer Stroboskopie soviel gelacht wurde. Nicht ueber den Patienten, nein, mit dem Patienten. Und ueber Fehler aegert man sich nicht, sondern schmunzelt oder nimmt sich selbst auf die Schippe. Selbst als ENT-Doctor. Ich habe mich sehr gut aufgehoben gefuehlt in dieser Zeit. Der Arzt hat sich sogar die Zeit genommen, uns eine private Vorfuehrung ueber diverse Stimmbanderkrankungen zu geben. Das war sehr, sehr lehrreich. Aber das Beste ist, dass wir im November auf die VoiceCON gehen. Das ist eine Konferenz fuer HNO-Aerzte, Logopaeden und alle anderen die sich in diesem Bereich bewegen. Ich freu mich schon tierisch. Kostet natuerlich was, aber das ist hier zu verschmerzen. Ungefaehr 12 Euro! Ausserdem seh ich die anderen dann nochmal wieder, denn im November sind wir schon in Chennai.

Gerade eben ist uns was komisches passiert. Wir wollten gerade mit dem Rikshawfahrer handeln (wir wollten nur 30 bezahlen aber er wollte 35 Rs), da kam eine Frau zu uns und wollte mit uns fahren. Kein Problem, wie immer...in der Rikshaw wollte sie dann, dass wir an ihrem Sprachkurs (Tamil) teilnehmen, uns in ihr Haus einladen, unsere handynummern, unseren Namen und unsrere Zimmernummer. Das war sehr seltsam. Irgendwann stieg sie dann aus und meinte nach 15 Tagen sollen wir sie kontaktieren. Witzig oder. Mich wuerde ja interessieren wie sie so wohnt, aber da geh ich doch lieber zum head unseres departments zum Essen. Die hat uns naemlich auch eingeladen;-).

Wenn ich daran denke, dass schon fast Oktober ist, kann ich es kaum glauben. Hier ist es einfach nur heiss. Nix neues ich weiss! Und hier gibt es Fruechte. Das ist der Hammer. Gut, meine Mango heute morgen hatte Wuermer, aber das gibts ueberall. Der Markt war auch der Hammer. Also erstmal ist es schwierig den ueberhaupt zu finden. Aber wenn man in die dunkelste, schmalste Gasse gegangen ist, offenbart sich das Paradies. Und man wird von alles Seiten angeschrien. Zwischendurch eine weisse Kuh, mit bunten Hoernern und weiter gehts zum Gemuese. Man, dieses Geruchschaos, der Wahnsinn. Und dann kommt man an den Punkt, wo man einfach was kaufen muss. Weil man angeschrien wird und weil alles so lecker aussieht. ich habe ein Kilo Tomaten fuer 7 Rs gekauft. Ohne bargaining...jetzt brauch ich nur noch essig...

Am Montag ist hier ein Streik. Und soweit ich das verstanden habe, geht es um den Bau einer Bruecke. Aber was es genau aufsich hat konnte ich noch nicht ausmachen. Hab schon drei Inder gefragt, aber alle sagen unterschiedliches. Und es geht um Glauben. Wie immer eigentlich. Was ich weiss ist, dass ich am Montag zuhause bleiben werde. Da die Streiker aggressiev werden koennten und jegliche Transportmittel nicht fahren duerfen. Shipra meinte wir koennten ja zum Pool gehen, wenn wir schonmal frei haetten. Das waere auch super. Nur hat der Pool leider Montags geschlossen. Aber es gibt ja genug anderes zu tun.

Hab mit heute ein Psychologie Buch gekauft. Ein dickes, auf Englisch, guenstig. Das war in einem richtigen Buchladen. Also nicht der Hugendubel oder die Meyerische, aber war trotzdem gut!!

Monday, September 24, 2007

There is a reason why...



Also dieses Wochenende werde ich nicht so schnell vergessen. Ich bin zwar sehr müde und erschöpft, aber die Mühen eines Shoppingtages haben sich definitiv gelohnt! Ich zähle hier jetzt nicht auf was ich alles gekauft habe, keine Angst. Nur die Digicam von Olympus erwähne ich kurz. In Deutschland hätte ich diese sicher für den gleichen Preis bekommen, aber meine war schließlich jetzt kaputt und ich wollte nicht immer die von der Babs mitbenutzen, auch wenn ich ihr sehr dankbar bin, dass ich das durfte.
Also die Hinfahrt war eigentlich wenig ereignisreich, bis auf den Moment als wir in Bangalore einfuhren. Standen da tatsächlich Mädels mit Jeans und kurzärmligen T-Shirts auf der Strasse? Und war das tatsächlich eine Bühne mit Tänzern, die eine moderne Choreographie tanzten? Und die Läden...waren die tatsächlich richtigen Kaufhäuser? Ich fühlte ein leichtes kribbeln als wir dem Stadtkern immer näher kamen und die Strassen sich füllten und die Kaufhäuser zunahmen. Fast vier Wochen, ohne einmal kurz zu H&M zu gehen (Ati du weißt doch was ich meine oder??), das hatte hiermit ein Ende.
Unser Hotel (Empire Hotel) befand sich zufälligerweise direkt neben der populärsten Shoppingmeile und somit war unser Glück besiegelt. Am Abend wurde noch kurz gespeist, aber auch nicht lange, denn man wollte ja frisch sein für den nächsten Tag. Im Fernsehen gab’s auch nix zu sehen, außer Milliarden indischer Filme und ein zwei australischer Sender. Fernsehen fehlt mir auch überhaupt nicht, aber das hatte ich schon geahnt.
Am nächsten Morgen ging’s dann los. Nicht allzu früh, denn wir hatten ja den ganzen Tag vor uns. Aber wie gesagt, ich zaehle nicht auf , was ich alles gekauft habe...den Mittag haben wir bei McDonalds verbracht. Also zum lunch, mein ich. Dort habe ich einen McMaharaja gegessen. Ich weiss nicht ob der Vegetarisch war oder nicht. Aber wenn nicht, dann wars eh Huehnchen, weil die Kuh ist heilig, gelle!!
Ausserdem waren wir in einem wunderbaren Teehaus. Dort habe ich einen japanese green tea zu mir genommen. Abends speisten wir ueber den Daechern von Bangalore. Aber nach dem Essen war der Abend noch nicht vorbei, wie die vielen wochen davor. Nein, wir wagten uns in das Bangalore Nachtleben. In der ersten Bar, „NASA“ wurde ein Cricketspiel gezeigt, aber wir wollten tanzen. Uns wurde eine Discothek empfohlen. Diese wurde prompt angesteuert. Es gab tatsaelchlich auch Alkohol fuer uns Frauen. Ich dachte erst, man mehr als eins darf ich nicht trinken, bei der Hitze und dem Entzug, den ich hatte ;-)... naja auf jeden Fall blieb ich nuechtern. Und ich habe tatsaechlich nuechtern zu House getanzt...aber es gab zwischendurch auch R`nB. Ich sah zum ertsen Mal in diesen Wochen Paaerchen, die sich nicht vor der Oeffentlichkeit verstecken mussten. Alles war erlaubt, rauchen, trinken, ausgelassen tanzen und sogar der Strom, der zweimal ausgefiel wurde gefeiert. Stockdunkel und eine groelende Menge. Das war was! Als wir gerade 1,5 Stunden getanzt hatten, kuendigte der Dj das Ende unseres Abends an. Um Punkt halb 12 ging das enthuellende Licht an und ich fuehlte mich wie ein begossener Pudel. Was jetzt? Was tut die Jugend, wenn um halb 12 die Party zuende ist. Was ist mit dem Gefuehl um 5 Uhr Morgens betrunken aus einem Club zu torkeln und einen Baerenhunger zu haben? Was ist mit dem Stehblues auf einer fast leeren Tanzflaeche, weil schon alle gegangen sind, der erst entsteht, wenn der Abend lange genug war. Duerfen die Kids das denn nicht erleben?
Wir fuer unseren Teil gingen jedefalls nachhause, denn wir hatten ja einen intensiven Shoppingtag hinter uns gebracht.