Monday, December 03, 2007



Jetzt sitze ich hier mit stift und papier

Heute war ein eher frustrierender Tag, denn eins meiner drei Donnerstagskinder war krank und eines der zwei Anwesenden hatte sein Hörgerät, weiß der Geier wo, vergessen. Ich habe nie erfahren, wo sich das Hörgerät befindet, weil er selbst meine auf Papier geschriebene Frage nicht beantworten konnte. Soviel zum ‚English Stream’ den wir therapieren dürfen...Ich kann doch in der kurzen Zeit die wir haben nicht noch vorerst den Wortschatz auf Vordermann bringen! Aber neben diesen kleinen Dingen, die einem den Tag versalzen, macht es richtig Spaß da in der Schule. Jeder von uns hat 10 Kinder, die wir über die Woche therapieren. Habe auch gestern erstmal unser Therapiematerial aufgemotzt. Habe sogar Harry Potter Uno Karten gefunden. Und natürlich Stempel und Sticker fürs positive reinforcement. Wir haben sogar unser eigen Therapieraum. Der alte „Fancyroom“. Hier werden eigentlich taube Kosmetikerinnen ausgebildet, die jedoch gerade Ferien haben.

Gestern und Heute hat der Therapiealltag erst zur third period begonnen. Darum sind wir nicht zum morgendlichen, indischen Prayer erschienen. Nachdem uns gestern und auch wieder heute jeder zweite Lehrer darauf angesprochen hat: “Your late today“ oder „You havent been at the prayer this morning“ haben wir uns überlegt: Dass ist der indische Wink mit dem Zaunpfahl. Morgen gehen wir wieder zu früherer Stunden...

Dass wir noch etwas Zeit im Bett verbringen wollten, kommt nicht ganz so weit her. Wir waren am Wochenende in Pune und Mumbay. Sind erst Montagmorgen um 4 Uhr angekommen und mussten um 8 Uhr wieder arbeiten. Ich denke es ist uns verziehen.

Mumbay selbst war seht sehr schön. Überall sah man schöne, alte Gebäude, die nach Englischer Kolonialzeit rochen. Die Strassen waren sauberer und die Frauen westlicher gekleidet. Was auch für uns hieß, dass wir uns nicht hinter unserer Churida verstecken mussten. Naja, hab ich allerdings trotzdem gemacht, aber nur weil ich nichts anderes dabei hatte. Richtig ungewöhnlich war das. In dem Viertel, in dem unser Hotel war, waren Unmengen Touristen. Auch welche aus Deutschland. Es ist komisch mit jemand anderem außer der Babs deutsch zu sprechen. Ich glaube, wir haben unsere eigene Code-Sprache entwickelt. Also unterbewusst. Passiert, wenn man 24 Stunden räumlich eng zusammenhängt. Aber irgendwie ist es witzig. Auch ne Erfahrung! Eine Erfahrung anderer war es, als wir mittwochnachts in Pune ankamen. Die Nacht hatten wir in einem airconditionierten Schlafwagen verbracht und waren darum etwas angefroren. Als wir aus dem Zug stiegen, erwartete ich eine milde, feuchte Briese. Stattdessen wehte mir eisiger Wind um die Nase (naja, bisschen übertrieben...), aber so ungefähr. Nach dem Voiceconference am Donnerstag ging ich darum erstmal auf Pulloverjagd. Ein Schal musste auch her.

Die Voicecon, der Grund unserer weiten Reise in den Westen Indiens, war ein voller Erfolg. Super interessante Themen, die sich natürlich hauptsächlich um den Bereich Stimme drehten. Aber das ist ja eh mein Interessengebiet. Es wurde live eine Stroboskopie an einem Patienten durchgeführt. Dr. Ajoy und Shipra, unsere Kollegen aus Vellore waren auch dabei und Dr. Ajoy konnte aufkommende Fragen beantworten. Wir bekamen sogar ein Zertifikat. Dieses wurde zu Beginn der Konferenz verteilt. Sehr vertrauensselig von den Betreibern der Veranstaltung ;-). Aber anscheinend unterstellt nicht jeder den Studenten Bösartigkeit und Faulheit!

Die Gesamte Reise hat 5,5 Tage gedaurt. Zwei davon haben wir im Zug verbracht. Auf der Hinfahrt hab ich einfach nur geschlafen. Bin um 9 Uhr aufgewacht, hab gefrühstückt und dann ein Mittagsschläfchen gehalten. Das hat bis um 1 gedauert. Danach bisschen gelesen, gegessen und schlafen gegangen. Die Rückfahrt hab ich dafür fast 7 Stunden am Stück gelesen. Ein Buch das ich hier erwähnen will ist „The curious incident of a dog“ von Haddon. Es ist aus der Sicht eines 15-jährigen Autisten geschrieben. Echt ein gutes Buch. Gibt es bestimmt auch auf Deutsch. Heißt halt dann wahrscheinlich anders ;-).

Nicht ganz so toll ist, dass wir, seit wir weg waren, Schimmel in unserem Zimmer haben. Das Zimmer hat keine Fenster und wenn man die Türe auflässt, sagen die Moskitos zu oft guten Tag. Der Besitzer meinte, wir sollen unsere Sachen doch in die Sonne hängen...äähm, den ganzen Kleiderschrank, oder nur unsere Bücher und Schuhe, oder vielleicht können wir ja auch das Dach abnehmen, ja also...Ich weiß ja nicht wie schädlich Schimmel wirklich ist, aber so gut ist das sicher nicht. Neulich hab ich mich erschreckt. Ich dachte neben mir liegt ein Fremder...dabei war das nur die Babs mit ihrem Mundschutz, der im Mondlicht unheimlich schimmerte *HAHAHAHA*

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