Friday, September 14, 2007

Und ich habe den Berg bestiegen...

Jetzt sind wir schon eine Woche in Vellore. Ich brauchte nur irgendwie eine kreative Schreibpause. Ich habe wie erwartet schon wieder viel neues über dieses wundervolle Indien gelernt. Unser erster Tag im CMC Hospital, war sehr unorientiert. Das Krankenhausgelände ist riesig und mit den Massen von Patienten die dort ein und ausgehen, noch schwieriger zu überblicken. Aber letztendlich fanden wir unseren Weg zum ENT 1 (Ear-Nose-Throat), sowie bei uns der HNO-Arzt.




Ich fruehstuecke gerade und bin hundemuede


Es gibt fünf Räume in denen die unterschiedlichsten Dinge geschehen. Ich fang einfach mal mit dem Audiometrie-Raum an. Dieser Raum ist akklimatisiert und besteht aus drei Schallisolierten Kabinen. Vor den Kabinen befindet sich jeweils ein Audiometer. In diesem Raum befinden sich immer viele Studenten. Diese sind im ersten Jahr. Wenn sie mit diesem einen Jahr fertig sind, dürfen sie sich `audiological technics` nennen. In diesem Jahr lernen sie allerdings auch Dinge aus den Bereichen `Speech` und `Language`. Jeder muss dann für sich entscheiden, ob er noch dr



Logopaedin bei der Arbeit
ei weitere Jahre studieren will, oder nicht. Erst dann ist man nämlich Speech & Language therapist.
Schade ist allerdings, dass die Studenten selbst jetzt nach einer Woche nicht mit uns sprechen. Ich stelle ab und zu fragen um das Eis zu brechen, aber ich scheitere kläglich. Das Problem ist auch, dass man bestimmte Fragen nur bestimmten Personen stellen darf. Sonst kann es passieren, dass man den Senior beleidigt, weil man Information von einem Junior einholt. Ziemlich hierarchisch das Ganze. Das gilt übrigens auch für den Fall, sollte ein Senior mal nicht im Raum sein. Fragt man das Falsche bringt man die Studenten schnell in Verlegenheit. Also wenn ich auf dieser Abteilung alleine wäre, würde ich eingehen. So kann ich mich mit der Babs austauschen und das ist gut so. Hier wir uns gerade gezeigt, wie man ein earmould herstellt.


In einem nächsten Raum werden Tympanogramme erstellt (für nicht Logopäden ganz kurz und knapp: die Beweglichkeit des Trommelfells wird untersucht). Einen Raum weiter befindet sich ein Teil der `Voice clinic`. Hier werden `voice assessments` (Anamnesen) durchgeführt. Ausserdem gibt es hier ein ganz tolles Programm namens „Praat“. Damit kann man eine akustische Analyse der Stimme machen. Auf Englisch `mechanical properties of the voice` untersuchen. Das heißt im genauen, man kann den `minimal and maximal pitch, amplitude, Jitter and shimmer and harmonic hermonic noise` ermitteln. Aber zum Bereich Stimme komme ich später.
Im nächsten Raum werden Hörgeräte angepasst. Das ist im Grunde genommen ganz interessant, aber ich verstehe kein Wort. Manchmal ist es ein Gemisch aus Tamil und Englisch. Manchmal eins aus Bengale und Englisch, manchmal pur Hindi, pur Tamil, pur Bengale. Manche audiologists können diese drei Sprachen (all

In der Audiometrie
es indische Sprachen, keine Dialekte). Andere haben enorme Verständigungsschwierigkeiten. Ich auch! Sind wir bei einer Anpassung dabei, werden wir auch vorher nicht kurz über den Patienten informiert, sondern müssen danach nachfragen. Fragen stellen ist ja auch kein Problem. Das Problem ist, dass das auf die Dauer ermüdend ist. Naja,....der, die, das, wer, wie, was, wieso, weshalb, warum.....wer nicht fragt bleibt dummJ.
Ganz anders sehen die Tage in der Voice clinic aus. Das ist total spannend. Hier sind wir drei Tage der Woche. In der Speech-Abteilung auch drei Tage. Dort gibt es allerdings bis jetzt keine Therapien zu sehen.
In der Voice clinic wird wie oben beschrieben zuerst ein voice assessment gemacht. Der Vorteil ist hier auch, dass ich erstmal keine Informationen über den Patienten brauche. Ich kann hier eigenständig observieren und mein Wissen anwenden. Hier ist danach immer genügend Zeit, sich mit der Logopädin über den Patienten zu unterhalten. Nachdem das voice assessment gemacht wurde, werden die Patienten zum stroboscobic room geschickt. Dort müssen sie ewig lange warten und dann wird entweder eine Stroboskopie oder eine Flexoboscropie (Kamera geht durch die Nase) durchgeführt. Hierbei ist der Logopäde anwesend. HNO-Arzt und Logopäde beraten sich nach getaner Untersuchung, was weiter geschehen soll. Unglaublich oder. Wenn das mal auch so in Deutschland wäre. Die beiden haben ein richtig kollegiales Verhältnis.
Naja ich könnte ewig weiter berichten, aber ihr wollt sicher auch noch was über mein „Außerlogopädisches Leben“ (gibt es das überhaupt ;-)) erfahren. Das ist nämlich auch interessant. Wir lernen total viele neue Leute kennen. Sind ja auch in einem international hostel. Aber, lustiger Zufall, wir haben am Pool zwei deutsche Mädels getroffen, die eine davon sogar aus Freiburg. Natürlich Medical Students. Mit denen haben wir uns für denselben Abend zum Essen verabredet. Das war das leckerste was ich seit langem gegessen hatte. Und ausnahmsweise nicht so scharf. Es war ein sehr netter Abend und darum haben wir uns für den nächsten Tag zum klettern verabredet. Klettern ist fast zuviel gesagt. Es ist eher das Besteigen eines Schlangenhügels. Aber als ich da oben war verspürte ich dieselbe Angst die ich auch verspürte, als ich in der Kletterhalle in Aachen in eisigen Höhen hing. Naja, aber zurück zu der Verabredung. Wir hatten uns, was den Ort angeht, etwas ungenau verabredet. Darum konnten wir Maike gestern nicht auffinden. Ne Nummer hatten wir auch nicht. Naja schade. Zum glück hatten wir noch einen Australier aus dem Hostel motiviert mitzukommen. Denn alleine, nur wir zwei, wäre ich da glaub ich nicht hochgegangen. Man Nico, das hätte dir Spaß gemacht. Ich kam allerdings ordentlich an meine Grenzen. Wir hatten für den ersten Aufstieg auch den Hügel ohne Pfad auserkoren. Das war ein Fehler. Steve sprang voraus und wir schlichen hinterher. Immer auf der Hut vor Schlangen die sich im Dickicht verstecken. Hab allerdings keine gesehen. An einer steilen Wand hätte ich beinahe aufgegeben. Ohne Mitstreiter wäre ich auch sicher nicht ganz nach oben. Aber die Herausforderung, gelle. Hat sich dann natürlich auch echt gelohnt. Wie die Photos beweisen. Der Abstieg war dann nicht weniger spannend. Aber überlebt. Dann der zweite Hügel, mit Blick auf einen wunderschönen Sonnenuntergang. Bevor es dunkel wurde stiegen wir allerdings wieder herunter. Bin doch nicht lebensmüde. Nächstes Wochenende nehmen wir uns den nächsten vor.
Heute haben wir frei (genommen). Arbeiten aber dafür morgen. Da sind wir wieder in der voice clinic.

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